Die Liquidationspräferenz ist eine vertraglich festgelegte Regelung in Beteiligungsverträgen von Startups, die bestimmt, wie der Erlös bei einem Exit (z. B. Verkauf, Fusion oder Liquidation) unter den Anteilseignern verteilt wird. Sie legt fest, dass bestimmte Investoren – meist Venture-Capital-Geber oder Business Angels – vor den Gründern und anderen Gesellschaftern ihr investiertes Kapital (und teilweise einen zusätzlichen Gewinn) zurückerhalten.
Liquidationspräferenzen sind ein wichtiges Schutzinstrument für Investoren, um das Risiko von Frühphasenfinanzierungen zu minimieren.
Warum: Die Bedeutung der Liquidationspräferenz
Liquidationspräferenzen sind entscheidend, weil:
- sie Investoren Sicherheit bieten, ihr eingesetztes Kapital bevorzugt zurückzubekommen
- sie Risikokapitalgeber attraktiver machen, da diese weniger Verlustrisiko tragen
- sie die Verhandlungsmacht im Cap Table stark beeinflussen
- sie Gründer:innen klarmachen, dass bei einem niedrigen Exit ihr Anteil zunächst zweitrangig ist
- sie bei der Gestaltung von Termsheets zu den kritischsten Verhandlungspunkten gehören
Kurz: Die Liquidationspräferenz bestimmt, wer beim Exit zuerst bezahlt wird – und in welcher Höhe.
Wie: Arten und Funktionsweise von Liquidationspräferenzen
Es gibt verschiedene Typen von Liquidationspräferenzen, die unterschiedlich fair oder investorfreundlich ausfallen:
Typ | Beschreibung |
---|---|
1x Non-Participating | Investor erhält zuerst 1x seiner Investition zurück, Rest wird verteilt |
1x Participating | Investor erhält 1x Kapital + zusätzlich Anteil am Rest (doppelte Teilhabe) |
Multiple Liquidation Pref. | Investor erhält z. B. 2x oder 3x seines Investments vorab |
Capped Participation | Investor partizipiert nur bis zu einer festgelegten Obergrenze |
Beispiel:
Ein Investor investiert 1 Mio. € in ein Startup (20 % Beteiligung) mit einer 1x Liquidationspräferenz. Wird das Unternehmen für 3 Mio. € verkauft, erhält der Investor zunächst 1 Mio. € zurück. Der verbleibende Rest (2 Mio. €) wird dann zwischen allen Gesellschaftern nach Anteilen verteilt.
Was: Auswirkungen und Herausforderungen
Auswirkungen auf Gründer:innen und andere Gesellschafter:
- Verzögerter Gewinnanteil: Gründer erhalten erst nach Erfüllung der Präferenz Geld
- Verringerter Erlös bei kleinen Exits: Ein niedriger Verkaufspreis kann Gründer fast leer ausgehen lassen
- Verhandlungsasymmetrie: VCs setzen oft Liquidationspräferenzen als Standard, Gründer müssen ihre Grenzen kennen
Herausforderungen:
- Kombination mit Verwässerung: Mehrere Runden mit Liquidationspräferenzen können Gründer stark benachteiligen
- Unklare Klauseln: Begriffe wie „participating“ oder „capped“ sind oft missverständlich
- Fehlende Exit-Planung: Ohne Verständnis der Liquidationspräferenz ist eine realistische Bewertung schwer
Fazit zur Liquidationspräferenz
Die Liquidationspräferenz ist ein Machtinstrument im Beteiligungsvertrag, das den Verteilungsschlüssel im Exitfall massiv beeinflusst. Gründer:innen sollten diese Klauseln genau verstehen und verhandeln, um nicht von Investorenstrukturen benachteiligt zu werden.
Ein ausgewogenes Modell (z. B. 1x Non-Participating) ist oft ein fairer Kompromiss zwischen Investorenschutz und Gründerbeteiligung.