Ein SPAC (Special Purpose Acquisition Company) ist eine börsennotierte Mantelgesellschaft, die einzig zu dem Zweck gegründet wird, ein anderes Unternehmen zu übernehmen und an die Börse zu bringen – ohne selbst operatives Geschäft zu betreiben.
SPACs ermöglichen es privaten Unternehmen, über einen schnelleren, alternativen Börsengang („De-SPAC“) an Kapitalmärkte zu gelangen – ohne klassischen IPO-Prozess. Nach einer erfolgreichen Übernahme wird das übernommene Unternehmen zum neuen börsennotierten Unternehmen.
Warum: Die Bedeutung von SPACs
SPACs sind relevant, weil:
- sie eine schnelle und weniger regulierte Alternative zum IPO bieten
- sie Kapital, Bekanntheit und Börsenzugang kombinieren
- sie Investoren frühzeitig in wachstumsstarke Unternehmen investieren lassen
- sie insbesondere in Boomphasen als Finanzierungs- und Exitvehikel genutzt werden
- sie die Möglichkeit bieten, privat gehaltene Startups oder Scale-ups an die Börse zu bringen, ohne klassische Roadshow und IPO-Hürden
Kurz: SPACs sind Turbo-Börsengänge über die Hintertür – mit Chancen und Risiken.
Wie: Struktur und Ablauf eines SPAC-Prozesses
Ein SPAC-Prozess gliedert sich in mehrere Schritte:
Phase | Beschreibung |
---|---|
1. Gründung des SPAC | Investoren gründen eine leere Börsenhülle, oft mit erfahrenem Sponsor-Team |
2. Börsengang (IPO) | SPAC geht an die Börse, sammelt Kapital ein (typ. 100–500 Mio. €/$) |
3. Targets suchen | Innerhalb von 18–24 Monaten muss ein Übernahmeziel („Target“) gefunden werden |
4. Due Diligence & Deal | Das Zielunternehmen wird geprüft und Kaufpreis verhandelt |
5. De-SPAC | Zusammenschluss und Umwandlung: Das Target wird börsennotiert |
6. Handel beginnt | Das neue Unternehmen wird an der Börse gehandelt – unter eigenem Namen |
Wichtige Beteiligte:
- SPAC-Sponsor: Team, das das SPAC aufsetzt und das Ziel sucht (oft Ex-CEOs, PE/VC-Profis)
- PIPE-Investoren: Institutionelle Co-Investoren, die beim Zusammenschluss weiteres Kapital zuschießen
- Public Shareholders: Anleger:innen, die beim SPAC-IPO Anteile zeichnen – oft mit Rückgaberecht
Was: Chancen, Risiken und Beispiele
Chancen von SPACs (für Startups & Scale-ups):
- Schneller und transparenter Börsenzugang
- Geringere Abhängigkeit von Marktvolatilität als beim klassischen IPO
- Bekannte Sponsorenteams schaffen Vertrauen bei Investoren
- Früher Exit für Altgesellschafter möglich
Risiken und Kritik:
- Bewertungsdruck: Bewertungen basieren oft auf Zukunftsprognosen, nicht Ist-Zahlen
- Verwässerung: SPAC-Sponsoren erhalten oft 20 % der Anteile als Incentive („Promote“)
- Performance-Probleme: Viele SPACs haben nach dem Börsengang schlecht performt
- Regulatorischer Druck: Zunehmende Kritik von SEC & BaFin bzgl. Transparenz und Governance
- „SPAC-Hype“ abgeklungen: 2021 Boom, 2022/23 massive Rückgänge
Beispiele:
- Lucid Motors (über Churchill Capital IV)
- Virgin Galactic (über Social Capital Hedosophia)
- Cazoo, Nikola, Grab (teils sehr unterschiedliche Nach-IPO-Performance)
Fazit zu SPACs
SPACs sind ein innovatives, aber komplexes Finanzierungsinstrument. Sie bieten Wachstumsunternehmen eine spannende Alternative zum IPO – erfordern aber fundiertes Verständnis von Kapitalmarktmechanismen, Governance und Deal-Strukturierung.
Wer SPACs strategisch nutzt – und nicht als Abkürzung –, kann Kapital, Börsenzugang und Sichtbarkeit sinnvoll verbinden.